Das Wort als sprachliche Einheit hat unter anderen sprachlichen Einheiten eine besondere Stellung. Die sprachlichen Einheiten (das Phonem und das Morphem) existieren innerhalb des Wortes und können nur durch linguistische Analyse ausgegliedert werden. Im Unterschied zu diesen Einheiten ist das Wort auf Gegenstände, Erscheinungen der realen Wirklichkeit sowie deren Beziehungen zueinander bezogen. Wörter sind Benennungseinheiten für Gegenstände, Prozesse, Handlungen, Merkmale, Zustände usw. Man unterscheidet zwei Arten der Wörter – die Wörter, die etwas bezeichnen und verallgemeinern und die Wörter, die nur bestimmte Beziehungen zwischen den sprachlichen Einheiten darstellen und damit den Satz gestalten.
Das Wort ist polyfunktional und wir betrachten es aus der Sicht seiner Funktionen:
• die nominative Funktion (die Funktion der Bezeichnung);
• die signifikative Funktion (die Funktion der Verallgemeinerung);
• die kommunikative Funktion (die Funktion der sprachlichen Verkehrs);
• die kognitive Funktion (die Funktion der Erkenntnis);
• die expressive Funktion (die Funktion der sprachlichen Ausdrucks);
• die Indizfunktion der Wörter (die Funktion der Kennzeichnung);
• die pragmatische Funktion (die Funktion der Einwirkung).
Die genannten Funktionen sind die wichtigsten Funktionen der Sprache und gleichzeitig des Wortes als deren Grundeinheit.
Das Wort als sprachliches Zeichen existiert in zwei Modifikationen: als potentielles, polysemes Zeichen – im System, in der Sprache und als aktuelles Zeichen – in der Rede, im Text. Das Wort ist eine grundlegende Einheit der Sprache. Als Einheit der Sprache ist das Wort lautlichinhaltlich strukturiert (lautlich aus Phonemen, inhaltlich – aus Semen) und im sprachlichen System organisiert.
Als eine Einheit der Rede ist das Wort:
a) artikuliert (in der mündlichen Rede) und notiert (in der schriftlichen Rede);
b) isoliert als Minimaläußerung der Rede;
c) kombiniert in einem Syntagma oder in einem Satz;
d) realisiert eine von den mehreren Bedeutungen.
Das Wort ist ein kompliziertes Zeichen, deshalb ist es nicht leicht, es widerspruchsfrei zu definieren. Es gibt zahlreiche Definitionsversuche, aber in jeder Sprache hat das Wort seine Besonderheiten in der phonetischen, morphologischen und semantischen Struktur. Die Anerkennung des Wortes von vielen Wissenschaftlern als Grundeinheit der Sprache hebt die Schwierigkeiten nicht auf, die mit seiner Definition verbunden sind. Es gibt keine allgemeine Definition des Wortes. Alle wichtigsten Definitionen des Wortes könnte man zu fünf Hauptgruppen zusammenbringen:
1) das Wort ist die kleinste syntaktische Einheit.
2) das Wort ist die kleinste bedeutungstragende und selbständige Einheit der Rede.
3) das Wort ist eine sprachliche Einheit, die phonetischen, grammatischen und semantischen Merkmale in sich vereinigt.
4) das Wort ist die Bezeichnung des Wirklichkeitselementes.
Alle Definitionen stimmen, doch keine von ihnen beschreibt die Gesamtheit der Merkmale des Wortes als die Haupteinheit der Sprache. So könnte die allgemeine Definition des Wortes sein. Das Wort ist die lexikalisch-semantische Einheit, der kleinste relativ selbständige Bedeutungsträger, dessen Formen durch die gemeinsame lexikalische Bedeutung zu einem Paradigma vereint sind, das als Bestandteil des Systems als graphemische und phonemische Einheit auftritt. Diese Definition setzt im Wort die Einheit der phonetischen, der grammatischen und der semantischen Seiten voraus.
Das Wort ist aber nicht immer die dreiseitige Einheit, die in ihrer Struktur phonetische, lexikalisch-grammatische und semantische Eigenschaften der Sprache umfasst. Also, ein phonetisches Wort stellt nicht immer nur ein grammatisches Wort dar. Ein grammatisches Wort – entspricht nicht immer einem semantischen Wort und umgekehrt.
Das Wort können wir auf einer bestimmten Ebene definieren und im Schnittpunkt der Sprachebenen betrachten. Auf diese Weise erweist sich das Wort: • auf der phonologischen Ebene als eine durch mögliche Pausen isolierbare Einheit;
• auf der graphemischen Ebene als eine durch Leerstellen im Schriftbild isolierbare Einheit;
• auf der morphematischen Ebene als eine aus dem Redestrom isolierbare morphematische Einheit, die im System zu einem morphologischen Paradigma gehört;
• auf der lexikalisch-semantischen Ebene als kleinster, relativ selbständiger Träger der Bedeutung;
• auf der syntaktischen Ebene kann das Wort als Satzglied vertausch oder umstellbar sein.
Die phonetische und morphologische Ausformung des Wortes hat neben allgemeinen Merkmalen auch eine bestimmte nationale Spezifik.
Für die phonetische Ausgestaltung des deutschen Wortes sind folgende Merkmale kennzeichnend.
1. Die Lautgestalt der deutschen Wörter wird durch die Kombination und wechselnde Anordnung von etwa 40 Phonemen bestimmt.
2. Im Deutschen besitzt das Wort eine morphologisch gebundene Betonung. In einfachen Wörtern ist gewöhnlich die erste Silbe betont. Dasselbe gilt für abgeleitete Wörter außer Präfixbildungen mit be-, er-, ent-, ge-, ver-, zer-. Typisch für abgeleitete und zusammengesetzte Wörter ist das Vorhandensein der Haupt- und Nebenbetonung.
3. Die Hauptbetonung im Deutschen ist stark zentralisierend, sie gestaltet das Wort als eine lexikalische Ganzheit.
4. Die Konsonanten im Auslaut und im Silbenauslaut werden stimmlos ausgesprochen.